Buchrezension: Finde die Liebe, die dir als Kind gefehlt hat

Ratgeber zum Thema "Selbstliebe" gibt es viele, und jeder kann sicherlich etwas dazu beitragen, eine positive Beziehung zu sich selbst zu entwickeln. Schließlich ist dies laut Psychologen eine wichtige Voraussetzung dafür, gute Beziehungen auch zu anderen Menschen führen zu können. Doch dieses Buch ist etwas mehr als nur ein Ratgeber. Es ist im Prinzip eine kurz gefasste Selbsttherapie, die jeder, der dazu bereit ist, in seinen eigenen vier Wänden durchführen kann, als Ergänzung zu sonstigen therapeutischen Maßnahmen.

In sechs übersichtlichen Abschnitten führt die Autorin Julia Tomuschat, die als Diplom-Psychologin auch eng mit ihrer Kollegin Stefanie Stahl zusammenarbeitet, in und durch die Thematik. Anfangs werden gut verständlich die Grundlagen der Persönlichkeitsbildung erklärt, gefolgt von Problemen, die dabei auftauchen können. Sie verwendet dabei auch die von S. Stahl geprägten Begriffe "Sonnenkind und Schattenkind", also die positiven und negativen Persönlichkeitsanteile des "inneren Kindes".

Die Autorin ist der Meinung dass ein Mensch vieles, was im Laufe seiner Erziehung und Entwicklung falsch gelaufen ist, als Erwachsener selbst heilen kann, indem er bewusste Schritte der Selbstliebe setzt.

Die Bedeutung bedingungsloser Liebe wird im dritten Abschnitt hervorgehoben, die man sich dann im vierten Abschnitt mit Anleitung selbst zukommen lassen kann, indem man "ideale innere Eltern" für das eigene "innere Kind" erschafft. Die Autorin ist der Meinung dass ein Mensch vieles, was im Laufe seiner Erziehung und Entwicklung falsch gelaufen ist, als Erwachsener selbst heilen kann, indem er bewusste Schritte der Selbstliebe setzt. Das Leiden unter zu wenig oder falsch erlebter elterlicher Liebe könne ein Ende haben, indem man lerne, sich selbst angemessen und ausreichend zu lieben und so unabhängig zu werden von der Liebe bzw. Abhängigkeit von anderen Menschen.

Das Leiden unter zu wenig oder falsch erlebter elterlicher Liebe könne ein Ende haben, indem man lerne, sich selbst angemessen und ausreichend zu lieben.

So hart diese Wahrheit auch klingt: niemand ist die perfekte Mutter bzw. der perfekte Vater. So sehr man sich auch bemüht, es gut zu machen, jeder stößt irgendwann an seine Grenzen, da er einen Rucksack mit Verletzungen aus der Vergangenheit trägt. Als vierfache Mutter kann ich ein Lied davon singen. Sich selbst gesundlieben zu können, klingt fast zu schön, um wahr zu sein! Es ist ein Lichtstrahl der Hoffnung für viele, die in ihrer Kindheit Mangel, Lieblosigkeit und sogar Missbrauch erlebt haben.

Reparenting

Der Begriff, der hier für die Selbstheilung verwendet wird, heißt "Reparenting". Man soll sich selbst also nochmal "bemuttern" oder "bevatern" und das nachholen, was die eigenen Eltern einem nicht geben konnten. Die schlechten Erfahrungen werden so durch neue, bessere ersetzt. Dieses "Reparenting" kann man laut J. Tomuschat für jede Entwicklungsphase machen, vom Baby- bis zum Teenageralter. Für besonders schwerwiegende Erfahrungen wie Traumata gibt es ein eigenes Kapitel namens "Hilfe in der Not". Die Autorin empfiehlt, sich dafür professionellen Beistand zu suchen und gibt auch konkrete Anleitung für Alltagssituationen.

Der letzte Abschnitt handelt schließlich davon, wie man nach dem erfolgten Coaching über sich selbst hinauswachsen und auch anderen Menschen zum Segen werden kann, indem man das Gelernte weitergibt.  Die Liebe wächst, wenn wir sie verschenken.

Also ist dieses Buch als ein Geschenk an uns selbst zu verstehen, das wirkungsvolle Wege aus der Opferrolle und dem Mangeldenken aufzeigt und die Lebensfreude vergrößert. Und nicht zuletzt schenkt es auch uns Eltern Hoffnung, dass wir gar nicht perfekt sein müssen für unsere Kinder. Hinreichend gut reicht. Das nimmt den Druck von unseren Schultern, den wir Eltern uns oft selbst auferlegen.

Buchcover

FINDE DIE LIEBE, DIE DIR ALS KIND GEFEHLT HAT
Julia Tomuschat
17,99 €

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