Als Vater (oder Mutter) Ruhe bewahren im Corona-Chaos

Steigende Zahlen. Drohender Lockdown für Alle. Unklarheiten, ob Vereinssport oder Schulveranstaltungen weiterhin stattfinden können und ob auch die Kleinsten FFP2-Masken tragen müssen.

 

Alles droht in Chaos zu versinken. Oder zumindest in Unklarheit. Gebannt sitzen Erwachsene vor den Fernsehgeräten oder Laptops, schauen Nachrichten, lesen Zeitungsartikel und versuchen sich einen Reim auf die derzeitigen Geschehnisse zu machen. Politische Querelen, Unstimmigkeiten, Verstimmung, Profilierungen, daneben eine gerade wieder einmal ihre Zähne zeigende Pandemie.

Fast jedes Gespräch dreht sich um das Thema. Die Stimmung gegen die Ungeimpften ist gekippt. Mitleid gibt es kaum mehr, eher Unverständnis. Die Spaltung der Gesellschaft auf diese Weise ist ungut, dahinter steckt aber die pure Panik oder zumindest Ahnungslosigkeit, welche Maßnahmen wirklich helfen könnten. Ein Sündenbock kann da nicht schaden, um die Überkomplexität der Situation ein wenig einfacher werden zu lassen.

Doch all das ist längst kein Erwachsenenthema mehr.

Doch all das ist längst kein Erwachsenenthema mehr. Nicht nur, weil Kinder mithören, wenn Erwachsene fast ausschließlich über die Corona-Zahlen, Infektionen und Corona-Maßnahmen reden, die womöglich helfen könnten, aber in Wahrheit zu einer Art Glaubenskrieg geworden sind. Nein, die Gräben verlaufen auch direkt bei den Kindern und Jugendlichen. Der Teil, der sich geimpft hat und der Teil, der sich nicht hat impfen lässt. Es hat mittlerweile reale Folgen in der Freizeitgestaltung.

Es ist davon auszugehen, dass uns unsere Kinder nur „spiegeln“, nachahmen, ähnlich agieren. Obwohl wir tolerant sind, auch Ungeimpfte kennen und mit diesen auch diskutieren. Dennoch steht immer wieder eine Art Diskurs-Mauer zwischen uns, bei der wir nicht weiterkommen. Implizit steht die Frage, wenn auch unausgesprochen und gerne zur Seite geschoben, im Raum, ob sich diese liebe Person nicht doch impfen lassen sollte. Überzeugen zwischen den Zeilen und mit sanftem Druck, damit kein schwelender Konflikt ausbricht.

Was aber tun als Vater oder Mutter?

Entziehen kann man und frau sich diesen Diskursen und dieser Art von Spaltung ohnehin nicht. Es ist auch durchaus wichtig, Haltung zu beziehen, sich zu bekennen, womöglich aber am besten ohne Überzeugung, dass einzig Richtige zu tun. Denn das wird sich erst im Nachhinein herausstellen. Gut möglich nämlich, dass man seinen Kindern gerade jetzt mit dem Weg geben kann, dass sich alles diskutieren lässt, zumindest dann, wenn es auf einem gewissen rationalen und intellektuellen Niveau und mit einer bestimmten Sachlichkeit und Rationalität vorgetragen wird.

Ich denke es ist sinnvoll coronafreie „Inseln“ zu schaffen.

Was noch? Ich denke es ist sinnvoll coronafreie „Inseln“ zu schaffen. Zeiten, in denen einfach nur unbeschwert gespielt wird, gebastelt, musiziert, diskutiert über Gott und die Welt. Zeiten, in denen die Zeitung einfach mal links liegen gelassen wird, der Laptop ausbleibt und auch die ZIB1 nicht so wichtig ist wie das Wohlbefinden der Kinder und der eigenen Person. Denn die Zahlen, Daten, Fakten und Meinungen, die uns tagtäglich in einer sich ständig steigernden Intensität um die Ohren gehauen werden, führen mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit zu Ermüdung und letzten Endes zu depressiven Verstimmungen.

Warum also nicht nur einmal am Tag alle „News“ und Corona-Infos komprimiert konsumieren, damit man Bescheid weiß, was in der Schule und Arbeitswelt gerade gilt? Das ist schließlich vonnöten, damit das Familienleben einwandfrei funktioniert und sich jede und jeder darauf einstellen kann. Braucht es aber hingegen immer wieder neue Ansichten, neue Meinungen, neue Expertenansichten, wie sich alles mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit entwickeln könnte und wie nicht? Diese Vorausschauen ermüden. Führen letzten Endes zu nichts. Und bringen Erwachsene und Kinder letzten Endes auch davon ab, im Hier und Jetzt zu leben, zu genießen, das Leben zu gestalten. Der äußere Rahmen, sprich Lockdowns und Co., wird ohnehin vorgegeben, schränkt uns ein und lässt uns dann zur richtigen Zeit wieder mehr Freiheiten. Es ist Zeit, sich mit dem abzufinden, was man nicht ändern kann und zugleich den familiären und gesellschaftlichen Spielraum voll auszuschöpfen, damit man als Familie glücklich bleiben kann.

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