Unser Kind - wunderbar und einzigartig!
Wie schön! Unser Baby ist da!
Wir können uns alle noch daran erinnern, als wäre es gestern gewesen: welch schönes Gefühl - unser Baby war geboren!
Wir durften es das erste Mal in die Arme schließen - ein besonderer, unbeschreiblicher Moment des Glücks. Nur jene können das wirklich nachvollziehen, die es tatsächlich erleben durften.
Was für ein unglaubliches, unverdientes Geschenk!
Stolz präsentierten wir unser Kleines der Verwandtschaft. Es wurde in Liebe und Sicherheit gehegt und gepflegt. Es spürte: „Ich bin willkommen, auf meine Bedürfnisse wird prompt reagiert. Mama versucht alles zu tun, damit es mir gut geht.“
Umstellung
Gerade das erste Kind krempelt das Leben der Eltern, besonders der Mutter, komplett um und nichts ist mehr so, wie es vorher war. Der gesamte Alltag wird um das Baby herum geplant und organisiert. Mütter leben von einer Fütter- und Wickelzeit zur nächsten. Während das Kleine schläft, wird schnell das Nötigste, das leider oft zu einem Berg heranwächst, erledigt.
Beinahe unbemerkt haben wir unser „altes“ Leben vergessen.
Über allem steht das Kind - unsere Energie und Aufopferungsbereitschaft scheinen plötzlich unermesslich groß zu sein. Durch unsere bedingungslose Liebe zu diesem kleinen, hilflosen Baby sind wir all den Anforderungen, die sich uns stellen, gewachsen. Ja, wir wachsen sogar über uns hinaus und schaffen Dinge, von denen wir vorher nie glaubten, sie bewältigen zu können.
Bewunderung
Sobald unser Schatz mobiler und aktiver wird, sind wir seine größten Bewunderer. Unser Kind ist einfach in allem das Beste - für Außenstehende ist dies oft kaum nachvollziehbar.
Diese Begeisterung hält aber nicht ewig an.
Die Falle des Vergleichens
Wer sich entscheidet, mit seinem Kind die Krabbelgruppe zu besuchen, merkt sehr bald, dass ab sofort miteinander verglichen, bewertet - leider oft abgewertet - und gemessen wird.
Beinahe alles wird durchgeredet und analysiert: Schläft dein Kind auch schon durch? Kann es sich auch schon eine für kurze Zeit alleine beschäftigen? Macht es auch schnellere Fortschritte als das „Durchschnittskind“?
Schnell kommt ein Wettbewerb auf und das anfängliche, ungetrübte Glücksgefühl weicht einer latenten Unsicherheit, ob das, was man tut, wohl genug ist. Hätte man das Baby schon mehr fördern müssen, damit es wohl keine Defizite entwickeln und in allem gleich kompetent, wie all die anderen sein wird?
Stop!
Hier tut es gut, einen Gang zurück zu schalten, die Ohren zu verschließen und ganz bewusst die Entscheidung zu treffen, als Mutter, als Familie den eigenen, ganz persönlichen Weg, den man für sich selbst am besten hält, zu gehen.
Spielt es eine Rolle, wann sich das Baby zum ersten Mal von alleine dreht? Ist es von so großer Bedeutung, dass es so schnell wie möglich krabbelt oder die ersten Schritte macht? Muss es mit einem Jahr bereits die ersten Wörter sprechen? NEIN!

Entwicklungsschritte
Jedes Kind ist anders und auf seine Art und Weise wunderbar.
Natürlich ist es wichtig, dass wir uns so viel wie möglich, auf natürliche intuitive Art und Weise, mit unserem Baby beschäftigen. Es wird nicht von allein anfangen zu sprechen - es wird unser Modell dafür brauchen. Es wird auch Unterstützung brauchen, um seine Mobilität zu entwickeln.
ABER: es ist das Wichtigste, unserem Kind sein eigenes Entwicklungstempo zuzugestehen. Manches Kind wird schneller sein, ein anderes langsamer und das ist auch absolut in Ordnung so!
Trotzphase
Wenn es dann heranwächst, seine ersten Entwicklungsschritte hinter sich hat, zeigt die Trotzphase ihre ersten Auswüchse. Dann werden wir immer wieder in Versuchung kommen, das Kind zu kritisieren, an ihm herumzunörgeln und vieles an ihm verändern zu wollen.
Natürlich werden wir bestimmte Verhaltensweisen korrigieren müssen, aber versuchen wir uns auch selbst zuzuhören!
Wie oft kommt uns in hitzigen Situationen unkontrollierte Kritik über die Lippen, die wir in einer ruhigen Minute so nie aussprechen würden?
Das Kind kann Kritik, wenn sie in Liebe und mit Wertschätzung entgegengebracht wird, gut verkraften lernen. Es wird ihm dann mit zunehmendem Alter sogar gelingen, sie als konstruktiv zu erachten, wenn im Familienalltag Akzeptanz, Wärme und Wertschätzung vorherrschen.
Ist dies nicht der Fall, ist die Stimmung grundsätzlich geprägt von Missgunst, ungefilterter Kritik und latenter Ablehnung, so wird sich das Kind und später der Jugendliche beginnen schlecht, wertlos und traurig zu fühlen.
Jugendalter
Vergessen wir nie: unserer Jugendlicher ist mit fünfzehn Jahren immer noch derselbe, über den wir uns, als er ein Jahr alt war und uns mit einem breiten Lachen im Gesicht entgegenstolperte, so unermesslich gefreut haben!
Wir sind für ihn dieselben Eltern, die wir damals waren!
Er braucht auch heute noch so dringend unsere Wertschätzung, unsere Liebe und bedingungslose Annahme, wie damals. Er legt so großen Wert auf unser Urteil, auch wenn er es heute wahrscheinlich nicht mehr so offen zeigen wird, wie damals.
Vergessen wir es nie: messen wir unser Kind niemals an seiner Leistung, sondern lieben wir es immer, auch wenn es in manchen Situationen sehr schwer ist, für das was es IST: nämlich unser und Gottes so geliebtes, wertvolles und einzigartiges Kind.